Lawine in der Frühjahrssituation? 

Die Sonneneinstrahlung des Tages wirkt auf den gebildeten Harschdeckel. Mit zunehmendem Tageslauf erwärmt die Sonne den Harschdeckel immer weiter. Die Wärme von oben geht durch die Altschneeschicht und wärmt den Boden auf. Nun wird mit zunehmender Sonneneinstrahlung die Verbindung zwischen Altschneepaket und Untergrund immer loser. So ist es möglich, dass der gleiche Hang morgens um 07:00 Uhr eine Lawinenwarnstufe von „Eins“ ausgewiesen bekommt, dann gegen 13:00 Uhr mit einer „Zwei“ oder gar „Drei“ beurteilt. Nur geringe Zusatzbelastungen reichen aus, um eine Lawine auszulösen. 

In Tirol hört man Einheimische vom „Münchner Lawinenproblem“ sprechen. Der Grund: Die Tourenplanung wird oft am Abend, unter Vorlage des frisch produzierten Lawinenlageberichtes vorgenommen. Bis die Gruppe dann aber in die Skitour einsteigt ist es, aufgrund der Anfahrt, später Vormittag. Aus der Einstufung „Eins“ kann also aufgrund der sonnigen Lage bereits eine „Zwei“ oder mehr geworden sein. Spätestens bei der Abfahrt gegen 13:30 Uhr am Gipfel hat die Lage vor Ort nur noch wenig mit dem Bericht und den Besprechungen des Vorabends zu tun. 

Diese Lawinenform ist in der spontanen Erkennung eigentlich nicht besonders schwierig. Helfen kann da die Temperatur- und Wetterbeobachtung in Verbindung mit dem Lawinenlagebericht. Die Gruppe muss in der Lage sein, sich der dynamischen Lage zu stellen und sich entsprechend zu verhalten.